Klare Gewässer, kleine Fische: Mehr braucht der Eisvogel eigentlich nicht, um zu überleben. Durch den strengeren Umweltschutz, der dafür gesorgt hat, dass sich viele Gewässer wieder erholen, ist der Eisvogel zurück nach Deutschland gekehrt. Ihn zu fotografieren ist allerdings gar nicht so einfach, da er sich von uns Menschen gerne fern hält. Ein bestimmter LUMIX Fotograf ist uns mit seinen spektakulären Eisvogel-Fotos immer wieder aufgefallen. Die Rede ist von Holger Reinert, alias h_r_pictures auf Instagram. Wir haben ihn nach seinen Tipps und Erfahrungen zum Thema Eisvögel fotografieren gefragt.
Eisvögel gehören zu deinen bevorzugten Fotomotiven. Was fasziniert dich an ihnen?
Holger: Eisvögel faszinieren nicht nur mich, sondern so gut wie jeden Tierfotografen. Warum? Klar ist, Eisvögel sind einfach wunderschön. Nicht umsonst nennt man sie auch die fliegenden Diamanten. Sie haben diesen langen Schnabel, knallige Farben, die sich je nach Licht stark verändern, sind aber zeitgleich auch echt gut getarnt.
Sie fliegen teilweise leise und meist sehr tief an einem vorbei, manchmal machen sie durch ihren speziellen Ruf auf sich aufmerksam. Eisvögel sind sehr gute Jäger – alleine ihr Verhalten zu beobachten ist schon toll.
Den Eisvogel in Bildern festzuhalten, begeistert so sehr, dass ich ihn immer wieder aufsuche – stets mit dem Hintergrund, ein noch besseres Foto zu schießen.
Wo kann man auf die Suche nach Eisvögel gehen, wenn man sie in ihrer natürlichen Umgebung ablichten möchte?
Holger: Eisvögel leben an flachen, stehenden oder gemächlich fließenden Gewässern. Die Verbreitung nimmt wieder etwas zu, das heißt aber nicht, dass man sie an jedem Gewässer antrifft. Sie brauchen gute Ansitzmöglichkeiten, von diesen spähen sie ihre Beute aus. Sie ernähren sich in erster Linie von kleinen Fischen, aber auch Insekten oder Kaulquappen werden verspeist. Außerdem müssen die Brutbedingungen passen. Oft hilft etwas Recherche, wo man in der Region die beste Chance auf die Sichtung von Eisvögeln hat.
Wann ist die beste Tageszeit, um Eisvögel zu fotografieren?
Holger: Wie bei allen Tieren heißt es auch beim Eisvogel: der frühe Vogel fängt den Wurm! Selbstverständlich ist das Verhalten jedes Eisvogels unterschiedlich, aber am ehesten sind sie morgens sehr aktiv. Das geht oft bis zur Mittagszeit, dann bricht die Aktivität stark ein. Je nachdem, wie erfolgreich die Jagd war, sieht man sie den Rest des Tages unterschiedlich oft.
Wie bekomme ich den Eisvogel scharf aufs Foto?
Holger: Die Nähe zum Motiv, eine gute Ausrüstung mit viel Brennweite und die richtigen Kameraeinstellungen sind die Voraussetzung für ein gutes Foto mit viel Gefiederstruktur. Um aber erstmal so weit zu kommen, hilft es enorm, das Verhalten des Eisvogels zu studieren. Welches ist sein Lieblingsansitz? Wie oft kommt er dort hin? Fischt er von dort aus oder nutzt er den Ast nur zum Sitzen? Nur wenn man dieses Verhalten kennt, kann man auf die Situation mit der richtigen Kameraeinstellung reagieren.
Welche Einstellungen das letzten Endes sind, kommt auf das verwendete Equipment, das Licht und auf die Situation an. Will man ihn beim Fischen erwischen, hilft nur eine extrem kurze Belichtungszeit ab 1/2500s oder besser viel kürzer. Fotografiert man einen sitzenden Eisvogel, versucht man mit möglichst langen Belichtungszeiten den ISO-Wert zu drücken.
Was hast du an Equipment dabei, wenn du Eisvögel fotografierst?
Holger: Ich mag es grundsätzlich recht handlich und nutze die LUMIX G-Serie. Ich habe eine Umhängetasche mit meiner Kamera, dem Objektiv, einem Sitzkissen, etwas zu trinken und viel Geduld dabei. Durch die gute Stabilisierung und das geringe Gewicht benötige ich kein Stativ.
An der G-Serie reichen Brennweiten ab 300mm, besser sind 400mm und mehr für Nahaufnahmen. Ich nutze an meiner Lumix G9 je nach zu erwartender Distanz zum Eisvogel das exzellente Leica Elmarit 200mm f/2.8 mit den Telekonvertern 1,4- oder 2-fach. Oder das Olympus 100-400 mit dem 1,4-fach Telekonverter.
Was muss ich beachten, um den Eisvogel nicht zu stören?
Holger: Ein wichtiger Punkt. Bei allen Tierfotos sollte das Tierwohl an erster Stelle stehen!
Die Frage ist jedoch nicht einfach zu beantworten. Ich war an unterschiedlichen Spots und habe etliche verschiedene Eisvögel erlebt. Deren Fluchtdistanz ist enorm unterschiedlich – von 40 Meter bis 2 Meter habe ich schon alles erlebt. Da kommt es natürlich auf das Gemüt an, und wie die Tiere an den Menschen gewöhnt sind.
Habe ich ein Tier entdeckt, bleibe ich auf dem Weg und fotografiere es einfach mal von dort aus. Fliegt es weg, gehe ich in die Nähe dieses Platzes, setze mich hin und warte. Kommt der Eisvogel wieder und setzt sich auf den gleichen Ast, dann habe ich ihn nicht gestört. Merke ich, dass er dort nicht mehr hinkommt, oder bei einer Bewegung von mir flüchtet, verlasse ich den Platz und suche weiter. Manche gehen nur getarnt zur Tierfotografie und nutzen ein Tarnzelt. Ich gehe inzwischen mit normaler Kleidung und hoffe, dass mich der Eisvogel so akzeptiert.