Schon zu Beginn der 50er Jahre spürte Panasonic-Gründer Konosuke Matsushita, dass die Wirtschaft in eine Phase kräftiger Expansion eintreten würde. Er wollte sich dieses Wachstum zu Nutze machen, um die Lebensqualität der Menschen weltweit zu verbessern. An die Geschäftsführung gerichtet, forderte er, dass das Unternehmen seinen engen Blickwinkel auf eine globale Perspektive ändern müsse. Panasonic sollte sich als Weltunternehmen begreifen.
Know-how: Panasonic lernt von der westlichen Elektronikindustrie.
Um seine eigene Perspektive zu erweitern, unternahm Matsushita Reisen durch die Vereinigten Staaten und Europa. Er wollte wissen, wie die Industrie in den erfolgreichsten Wirtschaftsnationen des Westens arbeitete. Ihn überraschte die Kluft, die in wirtschaftlicher und technischer Hinsicht zwischen Japan und dem Westen klaffte. Sein Unternehmen hatte viel von der westlichen Elektronikindustrie zu lernen. Aus diesem Grund beschloss er, sich einen Partner für eine technische Zusammenarbeit zu suchen.
Schließlich wurde das niederländische Unternehmen Philips für weitere Verhandlungen ausgewählt. Zwischen beiden Unternehmen bestand schon vor dem Krieg eine Handelsfreundschaft. Zudem überzeugte Philips mit fortschrittlicher Technologie und durch eine hervorragende Managementleistung. Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich beide Unternehmen auf eine Zusammenarbeit, die im Dezember 1952 zur Gründung der Matsushita Electronics Corporation führte.
Das Elektronikzeitalter beginnt mit zuvor unvorstellbaren Produkten.
Matsushitas Voraussicht bewahrheitete sich: Angetrieben durch ein günstiges Wirtschaftsklima, erlebte der Elektrogerätemarkt ab Mitte der 50er Jahre ein explosionsartiges Wachstum. Mit steigendem Lebensstandard wuchs die Nachfrage der Verbraucher nach elektrischem Komfort. Auf einmal gab es Geräte für den privaten Gebrauch, die vor dem Krieg unvorstellbar waren und die das Wohnen angenehmer und effizienter machten. Alle Menschen wollten einen Fernseher, eine Waschmaschine und einen Kühlschrank – die „drei heiligen Grale“, wie es im Volksmund hieß.
„Eine Waschmaschine ist ein wichtiges Produkt, das Hausfrauen von der schweren Hausarbeit befreit.“ Mit diesen Worten wies Konosuke Matsushita seine Mitarbeiter an, eine Waschmaschine zu entwickeln. Das Ergebnis ging bereits 1951 in Produktion: Die MW-101 mit einem Fassungsvermögen von 2 kg, einem runden Tank und einem Ein-/Ausschalter.
TV-Geräte weckten Neugier, Interesse und Bewunderung in der Öffentlichkeit, denn sie waren selten und sehr teuer. Für Aufsehen sorgte 1952 der Schwarz-Weiß-Fernseher 17K-531: Im Gegensatz zu den runden Röhrenmonitoren, die damals weit verbreitet waren, hatte dieses Modell einen rechteckigen Bildschirm. Panasonic setzte damit den Standard für alle folgenden TV-Geräte.
1953 veröffentlichte Panasonic seinen ersten elektrischen Kühlschrank, den NR-351. Angesiedelt im oberen Preissegment, nahmen ihn die wohlhabenderen Haushalte gut an. Seine wuchtigen Ausmaße verliehen ihm ein luxuriöses Erscheinungsbild. Doch noch in den 50er Jahren sanken die Preise bei steigender Produktion, so dass ihn sich immer mehr Menschen leisten konnten.
Der Fünfjahresplan sorgt für Wachstum und öffnet das Tor zur Welt.
In seiner Grundsatzrede von 1956 kündigte Matsuhsita einen Fünfjahresplan an, um den Massenmarkt zu erschließen: Der Jahresumsatz sollte von ¥22 Milliarden auf ¥80 Milliarden und die Zahl der Mitarbeiter von 11.000 auf 18.000 steigen. Das Publikum war erstaunt. Kein privates Unternehmen hatte jemals solche langfristigen Pläne angekündigt. Matsushita bestand darauf, dass der Plan trotz Konjunkturschwankungen und einer kleinen Rezession durchführbar sei.
Tatsächlich gelang es dem Unternehmen den Plan in etwas mehr als vier Jahren umzusetzen. Es teilte seine Aktivitäten in mehrere Divisionen auf, baute eine Reihe von automatisierten Fabriken und brachte viele neue Produkte in die Massenproduktion. Darunter zum Beispiel:
- Panasonics erster Entsafter, der MJ-1 (1956)
- Das erste UKW-Radio von Panasonic, das EA-765 (1957)
- Der erste Kassettenrekorder des Unternehmens, der RQ-201 (1958)
Im September 1959 gründete Panasonic die Matsushita Electric Corporation of America in New York. Durch die Zusammenarbeit mit der japanischen Zentrale stiegen auch die Exporte rapide an. Ende der 50er Jahre hatte Matsushita seine Forderung in die Tat umgesetzt: Für Panasonic öffnete sich nun in den 60ern das Tor zur Welt. Lesen Sie auch nach, welchen Herausforderungen sich Panasonic in den 40er Jahren stellte.